Mehlschwitze: Einfaches Rezept mit Tipps & Tricks

Das Rezept für eine Mehlschwitze ist sicherlich eine der ältesten Methoden zum Binden von Saucen mit Mehl. Früher diente sie als Einbrenne vor allem in den ländlichen Küchen und der Hausmannskost zum so genannten Andicken von Suppen, aber auch Gemüse wie Bohnen oder Kohlrabi.

Was ist eine Mehlschwitze?

Die Mehlschwitze ist eine Mischung aus Fett und Mehl. Das Mehl wird dabei meist mit Butter angeschwitzt. In der französischen Küche heißt sie Roux. Sie wird zum Binden von Saucen, Suppen, Gemüse und Eintöpfen verwendet. Diese erhalten eine cremige Textur und zusätzlichen Aromen.

Seit dem 17. Jahrhundert wird in der Küchensprache “Roux” als Bezeichnung für die Mehlschwitze verwendet. Sie gehört zu den Grundsaucen der Küche. Es gibt sie in drei Varianten. Je länger das Mehl im Fett angeschwitzt wird, desto stärker verändern sich Farbe und Aroma.

Der Grad der Bräunung bestimmt ihren Namen:

  1. Roux Blanc – hell bzw. weiß
  2. Roux blond – goldgelb
  3. Roux brun – dunkel bzw. braun

Bei einer dunklen Mehlschwitze geht es vor allem um die Bildung von Röststoffen, die den Geschmack leicht nussig werden lassen und für Farbe sorgen.

Darüber hinaus gibt es noch verschiedene Varianten die sich nach den Zutaten richten:

Das Rezept für eine klassische Mehlschwitze

Das Grundrezept ist bei den Zutaten nicht nur übersichtlich, sondern auch einfach. Die klassische Mehlschwitze ist hell bzw. weiß und braucht nur Mehl, Fett und eine Flüssigkeit, wie z.B. Fonds. Sie darf jedoch keine Farbe annehmen, da sie für helle Saucen (z.B. Senfsauce, Sauce velouté) verwendet wird. Sie braucht nur wenige Minuten.

Zutaten für eine helle Mehlschwitze

35 g Butter
50 g Mehl
1 Liter Fond, helle Sauce oder Suppe
Salz, Pfeffer, Muskat nach Bedarf

Zutaten für eine helle Mehlschwitze

Arbeitsschritte

  1. Die Butter bei mittlerer Hitze in einem Topf zerlassen.
  2. Mehl in das zerlassene Fett geben und nur wenige 1-2 Minuten anschwitzen. Es darf keine Farbe annehmen.
  3. Die Mehlschwitze mit dem kalten Fond, kalter Sauce oder Suppe auffüllen, nach Bedarf würzen und glatt rühren. 10 Minuten köcheln lassen, bis der Mehlgeschmack verschwunden ist.

Anwendungen in der Küche

Eine Mehlschwitze zum Binden ist vielseitig verwendbar, einfach in der Zubereitung und braucht nur wenige Zutaten.

Saucen
Sie ist die Grundlage vieler Saucen wie z.B. der Béchamel.

Suppen und Eintöpfe
Eine Mehlschwitze verleiht ihnen eine sämige Konsistenz.

Aufläufe und Gratins
Sie sorgt für eine cremige Bindung.

Gemüse
In traditionellen Küchen wird oft Bohnengemüse mit Speck zubereitet und mit einer Mehlschwitze gebunden. Wurzelgemüse wie Kohlrabi erhhält etwas mehr Volumen und Bindung.

Gemüse kann mit einer hellen Sauce auf der Basis einer Mehlschwitze überzogen werden (im Fachjargon Nappieren genannt).

Tipps und Tricks

Die Zubereitung ist wirklich simpel. Trotzdem stellen sich einige Fragen, um Fehler zu vermeiden.

Das Verhältnis von Fett und Mehl

Wird eine Sauce mit einer Mehlschwitze gebunden, darf das Ergebnis nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn sein. Zu dick geratene Saucen erstarren auf dem Teller, wenn sie sich abkühlen.
Sind sie zu dünn, klappt das Überziehen von Gemüse nicht, da sie sofort komplett runterfließen.

Als Orientierung gilt das Verhältnis von 3:2 Anteilen Mehl und Fett. Die Gesamtmenge bindet ungefähr das zehnfache bis zwölffache an Flüssigkeit d.h., 100 g Mehlschwitze reichen für etwa ein Liter Fond.

In der Fachliteratur wird z.T. ein Anteil von 1:1 empfohlen. Letztlich ist dies eine Frage des Probierens und des eigenen Geschmacks hinsichtlich der gewünschten Konsistenz.

Klassische Mehlschwitze für Saucen und Suppen

Warum wird meine Suppe mit Mehlschwitze beim Abkühlen dicker?

Die Suppe nicht zu dickflüssig geraten lassen. Sinkt die Temperatur, sinkt auch die Energie der Stärke- und Wassermoleküle. Die Wasserbrücken werden instabil, die vorherigen Stärkebindungen kehren zurück, das Ganze wird fest und „dickt nach“. Also musst Du auf eine ausreichend flüssige Viskosität achten, damit sie beim Erkalten nicht zu fest wird.

Sämigkeit: Warum klumpt die Sauce mit einer Mehlschwitze?

Ist die Sauce noch heiß, gieße sie nur mit kaltem Fond auf. Sie verklumpt sonst. Eine kalte Sauce darfst du jedoch aus dem gleichen Grund nur mit heißem Fond auffüllen.

Warum wird eine mit Mehlschwitze gebundene Sauce beim Erhitzen wieder flüssig?

Gebundene Saucen nicht mehr stark aufkochen. Zwischen ca. 70°C bis 90°C hat sie ihre optimale Viskosität. Oberhalb von ca. 95°C wird sie wieder flüssiger, da die Stärkekörner in kleinere Teilchen zerfallen. Diese bewegen sich leichter und erhöhen wieder die Fließfähigkeit.

Die durch die Amylose gebildeten Strukturen werden geschwächt und halten die Stärkekörnchen nicht mehr so gut fest.

Wie funktioniert eine Mehlschwitze?

Aufbau des Mehls

  • Mehl setzt sich hauptsächlich aus Kohlenhydraten (ca. 67%) zusammen, ergänzt durch Wasser und Proteine.
    Es enthält zwei Arten von Kohlenhydraten: Amylose und Amylopektin, beide wasserlöslich.

Verdickungsprozess:

  • Stärke, ein Hauptbestandteil des Mehls, besteht aus großen Molekülen, die sich in Flüssigkeiten auflösen und mit Wasser interagieren.
    Beim Erhitzen lösen sich die Stärkemoleküle auf. Es entstehen Wasserbrücken zwischen den Molekülen, Ein ein Stärkekleister entsteht.
    Dieser Kleister ist zähflüssig und reduziert die Fließfähigkeit der Sauce. Sie dickt ein.
    Die ideale Viskosität der Sauce wird bei Temperaturen zwischen 80°C und 95°C knapp unter dem Siedepunkt erreicht.

Aussehen der verschiedenen Stärkearten:

  • Maisstärke, Kartoffelstärke, Tapiokastärke und Pfeilwurzelstärke, die fast reine Stärken sind, erzeugen glänzende Saucen. Weizenmehl, das auch Eiweiß enthält, führt zu einem matten Aussehen der Sauce.

Geschmack

Der ursprüngliche Mehlgeschmack verringert sich, je länger die gebundene Flüssigkeit köchelt. Lässt du die Sauce nach dem Binden noch köcheln, verliert sie den mehligen Geschmack. Die Amylose wird in kleinere Zuckermoleküle zerlegt, die keinen Eigengeschmack besitzen. Daher eine Sauce ca. 10 Minuten nach dem Binden köcheln lassen.

Sauce mit Mehlbutter binden

Auch wenn es so ähnlich klingt, eine Sauce mit Mehlbutterzu binden, ist nicht das Gleiche wie Mehlschwitze. Bei der Mehlbutter werden Butter und Mehl in gleichen Anteilen miteinander zu einer Rolle verknetet und dann gekühlt.

Benötigt eine Sauce oder Suppe kurz vor dem Servieren noch etwas Bindung, wird ein kaltes Stück Mehlbutter untergerührt.

Mehlschwitze: Rezept und Zutaten

Rezept für helle Mehlschwitze auf einen Blick

Salsinos
Das Rezept für eine Mehlschwitze braucht an Zutaten nur Butter, Mehlund Fond. Damit kannst du schnell Saucen, Suppe oder Aufläufebinden.
6 Personen je nach Verwendung
Vorbereitungszeit 5 Minuten
Zubereitungszeit 15 Minuten
Gesamtzeit 20 Minuten

Zutaten
  

  • 35 Gramm Butter
  • 50 Gramm Mehl
  • 1 Liter Fond, helle Sauce oder helle Suppe
  • Salz, Pfeffer, ggf. Muskat

Anleitungen
 

  • Als Erstes zerlässt du die Butter bei mittlerer Hitze in einem Topf.
  • Danach gibst du das Mehl dazu und schwitzt es unter ständigem Rühren für ein bis zwei Minuten an. Achte darauf, dass es keine Farbe annimmt.
  • Jetzt kannst du die Mehlschwitze mit einer kalten Flüssigkeit wie einem Fond, einer hellen Sauce oder einer hellen Suppe auffüllen und ggf. würzen. Rühre sie mit einem Schneebesen glatt
  • Lasse sie abschließend noch 10 Minuten (bei 90°C -95°C) köcheln, damit der Mehlgeschmack verschwindet.

Tipps

  • Das Verhältnis für eine optimale Konsistenz von Mehl zu Butter sollte 3:2 sein. 
  • Beim Erkalten dickt eine Mehlschwitze nach. Sie darf also vorher nicht zu dick bzw. sämig sein.
  • Heiße Mehlschwitze darf nur mit kalter Flüssigkeit und kalte nur mit heißer Flüssigkeit aufgefüllt werden. Ansonsten bilden sich Klümpchen.
  • Die optimale Viskosität einer Mehlschwitze liegt zwischen 70°C-90°C. Wird sie höher erhitzt, kann sie wieder flüssiger werden.
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